Im Grafikatelier wo ich 1981 arbeitete war eine Mitarbeiterin, die gerade einen Kurs für Scherenschnitt belegt hatte. In der Mittagspause sassen wir oft beisammen im Büro und sie begann zu schnippseln. Diese Technik faszinierte mich und so versuchte ich es auch. Da ich noch keine richtige Scherenschnittschere hatte begnügte ich mich vorerst mit der normalen grossen Schere. Entsprechend grob und ungelenk wurdn die ersten Versuche.

Aber diese Versuche machten mich neugierig auf Weiteres und ich erstand mir eine einfache krumme Nagelschere. Mit dieser Schere schnitt ich dann das Herzbild in der Mitte. Und je länger ich schnitt und übte, umso filigraner und vielfältiger wurden meine Schnitte. Jedes fertige Werk spornte mich an, ein Neues zu beginnen. Ich arbeitete zu der Zeit 100% und es kam schon mal vor, dass ich abends anfing und morgens die Schere weglegte und zur Arbeit ging.
Mit dem besseren Schneiden musste auch eine bessere Schere her. Bei einem Messer- und Scherenhändler in Bern erstand ich mir eine Scherenschnittschere. Etwas später kaufte ich von Ernst Oppliger eine kleine Schere, mit der ich wunderbar zurechtkam. Von da an war ich nicht mehr zu halten. In jeder freien Minute zeichnete und schnitt ich schwarzes Papier. Die Sujets waren vorwiegend Kinder und Tiere. Zu Alpaufzug und Landwirtschaft hatte ich keine Beziehung und so gab ich innere Bilder wieder. Sie widerspiegelten meine Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach Frieden und Ruhe.
Meine ersten Ausstellungen folgten und ich stellte voller Freude meine ersten grossen Bilder unter dem Namen Pia Gabriele Rupp aus. Es war eine totale Überraschung, denn ich verkaufte fast alle Bilder. Weitere Ausstellungen folgten und ich wurde angefragt, ob ich nicht Kurse geben möchte. So gab ich privat, in der Migros Klubschule und bei der Volkshochschule Kurse für Scherenschnitt. Es sind heute einige meiner SchülerInnen bei den Schweizerischen Scherenschnittausstellungen vertreten und das freut mich natürlich sehr. Ein paar Jahre konnte ich sogar vom Scherenschnitt und den Kursen leben. Es war eine wunderbare Zeit und ich möchte sie nicht missen. Scherenschneiden ist fast wie Meditation. Man ist mit den Gedanken bei sich und denkt sich in die Szene hinein, gibt der Geschichte die man erschafft Leben. Und der Moment, in dem man dann so ein Werk entfaltet ist unbeschreiblich. Oft sass ich längere Zeit vor dem offenen Bild und habe alle Gedanken, die ich beim Bearbeiten gedacht hatte noch einmal erlebt.
Wenn ich heute, wo ich nicht mehr so viel die Schere in die Hand nehme meine damaligen Bilder anschaue, so erinnere ich mich manchmal, was ich bei welchem Bild zu dieser Zeit erlebt habe. Jedes Bild ist irgendwo ein Teil von mir, hat seine eigene Geschichte. Sei es, dass es noch in der Nacht vor einer Ausstellung fertig wurde, oder weil ich es für einen bestimmten Menschen gemacht habe, oder weil es eine besonders gelungene Szene enthielt.
Ich hoffe, dass vielleicht auch die Besucher meiner Website noch ein bisschen davon in meinen Bildern entdecken können.
Alle Bilder, die ich zeige sind verkauft oder verschenkt und ich habe nur noch Fotokopien oder Fotos davon. Leider hatte ich damals auch noch nicht so eine gute Fotokamera und manche Bilder sind unscharf. Darum möchte ich mich schon vorab über die manchmal schlechte Qualität der Bilder entschuldigen.

Oster Märit
24., 25., 26. März 1983
Eine schöne erste Ausstellung, die in dem heimeligen Stöckli in Thörishaus stattfand, welches Jahre später mein Atelier und Bastelgeschäft werden sollte.

Restaurant Schmutz in
26. Juli – 25. August 1983
Mein erstes grösseres Bild wurde zu dieser Ausstellung in Worb fertig und ich freute mich wie ein Honigkuchenpferd.
