Yeah erster Teil geschafft

Veröffentlicht: Samstag, 22. November 2014 03:10


Boah, was hat mich das gefreut, dass ich in Facebook soooo viele aufmunternde Worte und sooo viele Daumendrücker erhalten habe. Danke den Freunden, den pinken Ladys und den Basteltanten. Ich liebe euch!

Ja, wie lief nun dieser denkwürdige 20. November 2014?
Brummbär und ich fuhren um 6.30 ins Spital, denn ich hatte Glück und war als Erste im OP geplant. Vorbereitung wie immer, ich kannte das Prozedere ja schon.
Habt ihr schonmal die sexy Unterwäsche von einem Spital gesehen? Der Schnitt ist zwar wie ein Liebestöter, aber dafür durchsichtig „ei, ei, ei“.
Nachdem ich mein Intimstes in dieses Netzwerk gesteckt hatte und schön brav im Bett lag erhielt ich einen Schluck Sirup mit „Leck mich“ in den Mund gespritzt und durfte dieses Apéro mit einem kleinen Schluck Wasser runterschlucken. Von diesem Mittel merkte ich aber nicht sehr viel, bin wohl schon zu sehr an stärkere Chemie gewöhnt. Wie auch immer, ich versuchte alles einfach auf mich zukommen zu lassen. Alles Andere zehrt zu sehr an den Kräften. Dann wurde ich auch schon rausgeschoben. War froh, dass ich nicht lange warten musste. Noch mal kurz Brummbär getröstet, der ganz bedröppelt neben meinem Bett stand und schon gings im caracho durch die vielen Gänge. Also echt, ich bin ja jetzt oft in diesem Spital und auch in verschiedenen Abteilungen, aber hier würde ich mich dauernd verirren.
Zuerst musste ich vom kuscheligen Bett auf das etwas härtere OP Brett klettern und erhielt eine warme Decke, (herrlich). Und schon schoben sie mich direkt in den OP und begannen mich vorzubereiten. Eine Infusion, (hurra sofort getroffen), Sauerstoffsättigung, EKG, alles angeschlossen, doch dann wollte die Vene kein Blut geben, obwohl die Nadel drin war. Nun eine andere Vene wurde gefunden und es konnte weitergehen. Der rechte Arm wurde mir dicht an den Körper gebunden und der linke Arm in Jesus-Stellung abgewinkelt. Kam mir vor wie eine Politesse beim Verkehr regeln.
Leute kamen und gingen, mein Chirurg lächelte mir aufmunternd zu und schon fiel der erste Vorhang. Also er fiel nicht, wurde mir aber vors Gesicht gespannt, damit ich die Wunde nicht anhauche oder so. 😉
Es gab aber zum Glück keine Wunde weil…. Plan A hat sofort geklappt. Kurze lokale Anästesie um den Port, ein thrombenlösendes Mittel eingespritzt und Voilà, der Port funzte wieder. Kurze Diskussion der beteiligten Ärzte und ich durfte in die Tagesstation verlegt werden. Ihr hättet den Stein hören sollen, der mir da vom Herzen geplumpst ist. Keine neue schmerzende Wunde, ich war happy. Also auf zur zweiten Runde.

Auf der Tagesstation wurde ich schon mit Hallo begrüsst. Ich muss sagen, es sind alles sehr liebe Menschen in diesem Spital. Fühle mich total wohl und gut aufgehoben. Meine Onkologin kam zu mir und wir bestprachen noch kurz die Chemo. Wir waren beide froh, dass es so gut gegangen ist. Da der Port bereits angestochen war, konnte es losgehen mit meiner letzten, hoffentlich allerletzen Chemo meines Lebens. Während das Spaghetti-.. äh.. Salzwasser in mich floss, verteilte ich erst mal meine Schutzengelchen und erntete viel Lob, das ich jetzt besonders gebrauchen konnte. Denn ich wusste ja, was in den nächsten Tagen nochmal auf mich zukam.

Brummbär hat mir dieses Plakat gemacht, während ich im OP war und es mir dann ins Spital gebracht. Da ich immer noch aussehe wie Charlie Brown, hat er den mit draufgepackt und Snoopy in Vertretung unserer Tiere. Ich finde zwar, ich sehe mit meinem aufgedunsenen Gesicht eher aus, wie das Pirellimännchen. Aber mein Welpenfell wächst und gedeiht. Ich fühle sogar wenn mir der Wind durch die Mähne streicht. ein tolles Gefühl.

Und jetzt sitze ich zuhause, kann nicht schlafen wegen dem Cortison und mein rechter Arm nimmt es immer noch übel, dass er längere Zeit festgebunden war. Durch die Fibromyalgie fallen solche Lapalien oftmals stärker aus, als normal. Aber man gewöhnt sich an vieles. Nur an eines bestimmt nie und das ist dieser ekelhafte Geschmack im Mund. Aber hei Leute !!! NUR NOCH EINMAL!!!
Somit tauche ich jetzt eine Woche in den Chemorausch. Ergebe mich dem Bedürfnis ständig was anderes im Mund haben zu müssen und schon nach kurzer Zeit wieder ausspucken zu wollen weil es scheisse schmeckt. Dazu die absolute Unlust, weil ich einfach zu müde, zu schwach und total uninteressiert bin, irgend was anderes zu tun als rumliegen und höchstens ab und zu ein bisschen auf dem Laptop rum zu drücken.

In diesem Sinne: Tumor ist, wenn man trotzdem lacht.

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