Veröffentlicht: Donnerstag, 04. September 2014 17:01
Langweilig, mühsam, unangenehm.
Ich wusste ja, dass die Chemo kein Spaziergang wird.
Diese zweite grosse Chemo hat mir zum Glück keine Bauchkrämpfe und auch keine Übelkeit beschert, aber dieses sich-nicht-wohl-fühlen ist sowas von unangenehm. Man kann davor nicht entfliehen, man steckt da einfach drin und weiss, dass man da jetzt durch muss, weil die Chemosauce sich ihre Bahnen durch den Körper sucht und hoffentlich auch zielgenau findet. Auf jeden Fall hat der Cocktail wieder einmal treffgenau in meinem Mund zugeschlagen und das Essen ist erneut einfach nur grausam. Die Zähne geben abwechslungsweise Alarm und du kannst sie schön der Reihe nach zählen. Ja, alle noch da.
Wie gerne würde ich jetzt an meinem Basteltisch sitzen und mich einfach ein bisschen ablenken. Aber allein das Sitzen auf dem Stuhl jagt mir Schweissausbrüche auf die nackte Kopfhaut und in den Ohren beginnt das leise Summen eines nahenden Ohnmachtsanfalles.
Also trinken, trinken, trinken, damit wenigstens der Wasserhaushalt ausgeglichen bleibt. Einfacher gesagt als getan, wenn man sogar das Wasser beissen muss. Es schmeckt nach pulverisiertem Papier mit Metalleinlage. Tee geht so einigermassen, hat aber auch einen undefinierbaren Abgang, alles andere als lieblich.
Aber heee, ich habe schon einen Drittel hinter mir. Noch viermal und die Sache ist erledigt. Bei der nächsten grossen Sause kann ich schon jubeln und sagen die Hälfte ist geschafft.
Die Fibromyalgie hat mich gelehrt zu kämpfen. Kämpfen gegen Schmerzen und gegen das Unverständnis vieler Menschen. Heute muss ich gegen aussen gar nicht mehr so kämpfen, denn Krebs ist für alle etwas fassbares, etwas das man kennt. Die Leute um mich herum verstehen, wenn ich sage, ich muss mich hinlegen. Dies war vorher nicht immer der Fall. Wenn ich so darüber nachdenke, dann ist die Fibro irgendwie schlimmer, weil man es nicht so erklären kann und oft auf Unverständis stösst, ja sogar auf Ablehnung. Dieser Blick: „tut sie jetzt nur so?“ den kenne ich durchaus.
Heute muss ich mich nicht mehr erklären, nicht mehr verteidigen. Ich sage einfach: „ich habe Krebs“ und alle verstehen. So hat der Krebs für mich einen weiteren positiven Aspekt. Ich kann mich wieder dem wesentlichen widmen, namlich meiner Gesundheit. Und ich werde kämpfen. Versprochen.