Veröffentlicht: Donnerstag, 31. Juli 2014 17:37
Heute Morgen nach dem Duschen habe ich mich nachdenklich im Spiegel betrachtet. Meine Pumukelroten Haare lagen lustig ringelnd um meinen Kopf und ich begegnete meinen kritischen Augen, die langsam nach unten wanderten und meine nun schielenden Brüste studierte. Nunja so ein Tumor hat doch etwas Gewicht und da er jetzt nicht mehr da ist, habe ich an einer Brust ein leichtes Lifting bekommen.
Aaaaber meine Hupen sind noch beide da und werden es hoffentlich auch bleiben. Wie auch die anderen Rundungen, die dank ein paar Jahren Cortison, ein paar Jahre Schokolade-Trostpflaster gegen Schmerzen, doch ein bisschen zu massig ausfallen. Erotische Nutzflächen nennt sie mein Brummbär, der mir glaubhaft versichert, dass er jedes Gramm davon liebt. Und mir wurde heute im Spital gesagt, dass es nicht gut wäre, wenn ich jetzt zu viel abnehmen würde. Das ist doch mal ein Wort oder?
Ich binde mir das Duschtuch stramm um den Kopf und versuche mir vorzustellen, wie ich wohl ohne Haare aussehen werde. Nun, schön ist etwas anderes. Schön sieht Cherry aus, die trotz Chemofrisur sagenhaft gut aussieht. So eine Schönheit und doch haben wir beide das gleiche Schicksal. Ich bin, ja was soll ich sagen, ich bin Durchschnitt. Nicht hässlich, aber auch nicht schön. Ich lerne gerade mich zu mögen.
Die Besprechung wegen dem einsetzen des Ports heute beim Chirurgen war sehr informativ, hat mir aber auch etwas Angst gemacht. Für nicht eingeweihte: Ein Port wird gesetzt, damit die Venen geschont werden während der Chemotherapie. Unten habe ich ein Bild davon, welches ich von netdoktor.de ausgeliehen habe.

Wie man sieht ist das nicht gerade ein kleines Teil was mir da nächste Woche eingepflanzt werden soll. Aber es wird ambulant gemacht und wenn alles ohne Komplikationen funktioniert bekomme ich anschliessend gleich die erste Chemo. Etwas unruhig bin ich halt doch noch wegen dem Befund vom CT, welches übrigens absolut problemlos verlief. Hatte das Kopfkino also doch unrecht.
Also die Bilder haben gezeigt, dass mein Körper frei von Metastasen ist, bis, ja bis auf ein suspektes Teil unter meinem linken Brustmuskel. Eventuell noch ein befallener Lymphknoten. Möglicherweise muss das noch einmal punktiert werden. Warten wir mal ab, was da die Onkologin und die Gynäkologin dazu sagen. Aber, heute ist mir zum ersten Mal kurz der „Arsch auf Grundeis“ gegangen.
Diese Krankheit zwingt mich, Dinge über mich ergehen zu lassen die schmerzhaft und sehr unangenehm sind. Als ob ich nicht schon genug an meiner Fibromyalgie zu knappern hätte. Etwa so lange wie ich brauchte um diesen Text zu schreiben, hielt diese Angst an. Jetzt bin ich schon wieder darüber hinweg und habe es einfach akzeptiert. Jetzt erst recht und auf keinen Fall aufgeben!
Mein Bild, das ich vor Jahren einmal gemalt habe, hat heute seine Berechtigung in meinem Leben erhalten:
